ReUse

Pilotprojekt zur Wiederverwendung von Elektroaltgeräten

Im November 2024 beschloss der Bundesrat, die Gesetzesänderungen aus der parlamentarischen Initiative 20.433 «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» schrittweise umzusetzen. Mit den seit dem 1. Januar 2025 geltenden Regelungen entstehen verbindliche Grundlagen, um Materialkreisläufe zu schliessen und die Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen.

Die Wiederverwendung von Elektro- und Elektronikaltgeräten (EAG) spielt dabei eine wesentliche Rolle. Eine Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zeigt, dass ein erheblicher Anteil der entsorgten Geräte noch funktionstüchtig ist. Geeignete Massnahmen könnten deren Nutzungsdauer verlängern und so wertvolle Ressourcen einsparen. Doch wo genau kann angesetzt werden?

Umweltnutzen durch Wiederverwendung

Wiederverwendung reduziert den ökologischen Fussabdruck vieler elektrischer Geräte erheblich. Jedes weitergenutzte Smartphone, jeder Laptop oder jedes Tablet spart Rohstoffe, Energie und Emissionen, die bei der Produktion anfallen würden. Neben der Ressourcenschonung könnte eine systematische Wiederverwendung die Abfallmengen senken und damit bestehende Entsorgungsstrukturen entlasten. Die Frage ist jedoch: Wird das volle Potenzial der Wiederverwendung in der Schweiz bereits genutzt?

Wiederverwendung in der Schweiz

Elektronikgeräte wechseln oft mehrfach den oder die Besitzer:in, bevor sie endgültig im Recycling landen. Online-Marktplätze ermöglichen den privaten Verkauf, während Hersteller und Händler Trade-in-Programme anbieten, bei denen Altgeräte gegen Rabatte auf Neuprodukte eingetauscht werden. Refurbishing-Unternehmen bereiten funktionstüchtige Geräte professionell auf und verkaufen sie weiter. Zudem spenden Unternehmen und Privatpersonen ausgediente Geräte an soziale Organisationen oder Schulen.

Doch jedes Elektronikgerät hat eine begrenzte Lebensdauer – irgendwann ist es technisch überholt und nicht mehr nutzbar. Fehlende Software-Updates, nachlassende Leistung oder veraltete Anschlüsse machen eine Weiterverwendung schwierig, selbst wenn das Gerät noch funktioniert. Dann ist die Rückgewinnung der Ressourcen im Swico-Recyclingprozess gefragt.

Für Swico stellt sich die Frage, ob wirklich nur technisch irreparable oder veraltete Geräte ins Recycling gelangen oder ob auch noch nutzbare Produkte frühzeitig aus dem Funktionskreislauf ausscheiden. Das Kandidaten-Potenzial ist gross: Swico sammelt jährlich Zehntausende Tonnen EAG.

Das Pilotprojekt ReUse als Ergänzung zum Recycling

Das Pilotprojekt ReUse soll die Notwendigkeit und den Nutzen fester Strukturen für die Wiederverwendung als Ergänzung zum Recycling untersuchen. Ziel ist es, zu prüfen, ob eine gezielte Sammlung von wiederverwendbaren Elektronikgeräten an Sammelstellen technisch und organisatorisch umsetzbar ist.

Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden an 12 Sammelstellen in der Deutsch- und Westschweiz neben den regulären Recyclingbehältern erstmals separate ReUse-Behälter für Mobiltelefone, Laptops und Tablets aufgestellt. Konsument:innen konnten ihre Geräte so gezielt für die Wiederverwendung abgeben. Anschliessend wurden die gesammelten Geräte durch eine Prüfstelle auf ihre Wiederverwendbarkeit getestet. Zur Vervollständigung des Bildes wurden auch Geräte getestet, die ins Recycling abgegeben worden waren. Insgesamt wurden 4565 Geräte analysiert, 1686 aus dem ReUse-Behälter und 2879 aus dem Recycling.

Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt

Wie hoch ist das tatsächliche Wiederverwendungspotenzial?

Die Analyse zeigt, dass zwischen 7 und 19 % der über den ReUse Kanal gesammelten Geräte für eine Wiederverwendung geeignet gewesen wären. Besonders hoch lag die Quote bei Laptops. Die überwiegende Anzahl der Geräte bleibt also nicht wiederverwendbar. Häufig waren sie zu alt, beschädigt oder durch Cloud-Sperren blockiert. Besonders bei Smartphones wurde die Wiederverwendbarkeit durch die Konsument:innen oft überschätzt. Gleichzeitig zeigt sich aber über alle Gerätetypen aus dem Kanal Recycling eine deutlich tiefere Wiederverwendbarkeitsquote. Daraus lässt sich schliessen, dass die Einschätzungen der Konsument:innen insgesamt relativ gut ist.

Wie verhalten sich Konsument:innen bei der Abgabe?

Viele Konsument:innen nutzten die Möglichkeit, ihre Geräte getrennt vom Recycling abzugeben, was auf eine grundsätzliche Bereitschaft zur Wiederverwendung hinweist. Gleichzeitig wurden auch im Recyclingstrom Geräte gefunden, die theoretisch noch genutzt werden könnten. Ob diese bewusst ins Recycling gegeben wurden – etwa aus Datenschutzbedenken – oder ob fehlendes Wissen oder Bequemlichkeit eine Rolle spielten, bleibt offen.

Welche logistischen und organisatorischen Anforderungen stellt die Sammlung?

Das Projekt zeigte, dass eine nachhaltige Integration der Wiederverwendung in bestehende Sammelstrukturen möglich ist. Dennoch wurden Herausforderungen sichtbar: An einigen Standorten war der Platz für separate Behälter begrenzt und die Unterscheidung zwischen ReUse und Recycling wurde nicht immer konsequent umgesetzt.

Gleichzeitig funktionierten die logistischen Abläufe gut. Der Transport zur Prüfstelle und die anschliessende Bewertung der Geräte verliefen effizient. Dies zeigt, dass eine Skalierung der Prozesse machbar ist, wenn die Rahmenbedingungen optimiert werden.

Potenzial und nächste Schritte

Das Pilotprojekt hat wertvolle Erkenntnisse geliefert, die eine Grundlage für eine mögliche Integration von ReUse in bestehende Sammelprozesse bilden (siehe Tabelle 1). Der Entscheid über das weitere Vorgehen wurde noch nicht gefällt. Klar ist jedoch, dass die nächsten Schritte eine Prüfung der Skalierung, Prozessoptimierungen und strukturelle Anpassungen umfassen müssen. Der Grundstein zur langfristigen Etablierung der Wiederverwendung in der Schweiz wurde gelegt.

Die Ausbeute bei ReUse ist immer noch gering. Die häufigsten Ausschlusskriterien für die Wiederverwendung sind, in absteigender Reihenfolge: zu stark beschädigt, zu alt, gesperrt, schlechte Qualität.
Die insgesamt 4.565 gesammelten Geräte zeigen, dass die Bereitschaft zur Abgabe von Geräten zur Wiederverwendung mit 37% (1.686 Geräte) als relativ hoch angesehen werden kann.